Last Updated on 22. Dezember 2022 by Netreisetagebuch
Heute verschlägt es uns in den Nationalpark Eifel. Wir wollen mal wieder eine ausgiebige Wanderung durch schöne Landschaften unternehmen. Wir werden von der ehemaligen Ordensburg Vogelsang zur Urfttalsperre wandern. Der Rundweg führt uns dabei am Urftsee vorbei und über die Staumauer sowie der Victor-Neels-Hängebrücke. Ich zeige dir, was es unterwegs alles zu entdecken gibt und was du bei dieser Wanderung beachten solltest.
Beschreibung des Wanderwegs
Der Wanderweg ist sehr abwechslungsreich und geschichtsträchtig. Es gibt viel zu entdecken und man kann in die Vergangenheit eintauchen. Besondere technische Kenntnisse sind für den Rundwanderweg nicht erforderlich. Allerdings ist eine gewisse Grundkondition nötig, da es durchaus mal kräftig bergauf geht. Außerdem solltest du trittsicher sein, denn es gibt gerade bei feuchtem Wetter einige Stellen, die etwas rutschig sein könnten. Festes Schuhwerk ist daher unbedingt erforderlich. Für den Kinderwagen ist der Wanderweg nicht geeignet. Dafür sind unterwegs verschiedene Rastmöglichkeiten vorhanden und es gibt sogar ein Ausflugslokal.
Bitte beachte, dass außerhalb der festgelegten Routen die Landschaft nicht betreten werden darf. Dies dient der eigenen Sicherheit, da sich auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Vogelsang noch Munitionsreste bzw. Munitionsaltlasten befinden können. Aber dazu später mehr.
Wie gelange ich zur Ordensburg Vogelsang?
Anfahrt: Die Ordensburg Vogelsang befindet sich im Nationalpark Eifel in NRW, etwa 10 Kilometer nördlich von Schleiden und 45 Kilometer südöstlich von Aachen. Um zum Startpunkt der Wanderung zu gelangen, fährst du am besten über die Autobahn A1 und anschließend die Bundesstraße B266.
Parken: Auf dem Gelände gibt es einen großen Parkplatz. Das Tagesticket kostet 6 EUR.
Zur Urfttalsperre wandern: die Highlights
Vogelsang IP
Unser Rundwanderweg startet bei der ehemaligen Ordensburg Vogelsang. Diese wurde auf dem Berg Erpenscheid von den Nationalsozialisten als eine von drei Schulungsstätten für den Führungsnachwuchs der NSDAP errichtet.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Ordensburg Vogelsang von den Briten beschlagnahmt. Sie nutzten das Gelände als Truppenübungsplatz „Camp Vogelsang“. Das in der Nähe befindliche Dorf „Wollseifen“ wurde ebenfalls als Truppenübungsplatz genutzt und die Dorfbewohner daher vertrieben. 1950 übernahm dann das belgische Militär das Camp Vogelsang und nutzte die Anlage bis 2005.
Heute ist die ehemalige Kaderschmiede der Öffentlichkeit als ‚Vogelsang Internationaler Platz‘ (Vogelsang IP) zugänglich und kann besichtigt werden. Aber wie bereits erwähnt, immer nur auf den ausgewiesenen Routen.
Wir parken auf dem Parkplatz am Panzerwartungsplatz, wo noch heute die Rampen zur Inspektion der Panzer stehen. Dann führt uns unser Rundweg durch das Zufahrtstor „Malakoff“ mit seinem Gebäudekomplex. Anschließend verlassen wir den Asphalt und laufen durch die Dreiborner Hochfläche, einer Wald- und Offenlandschaft. Da es heute Nacht stark geregnet hat, ist der Weg hier etwas matschig. Doch mit unseren festen Wanderschuhen stellt dies kein Problem dar.
Wüstung Wollseifen
Nach einiger Zeit kommen wir an einer kleinen Wegekapelle vorbei. Sie wurde 1908 errichtet und befindet sich am ehemaligen Ortseingang von Wollseifen. Außer dieser Kapelle sind von dem Dorf Wollseifen nur noch drei weitere Gebäude übrig geblieben. Alle anderen wurden bei Truppenübungen zerstört, da das Dorf ja nach dem Zweiten Weltkrieg von den Briten und den Belgiern als Truppenübungsplatz genutzt wurde.
Das nächste erhaltene Gebäude von Wollseifen ist das ehemalige Schulgebäude. Du hast die Möglichkeit, das steinerne Häuschen aus dem 19. Jahrhundert von innen zu besichtigen. In den beiden ehemaligen Klassenräumen findest du eine Ausstellung über das frühere Leben im Dorf Wollseifen und seine Geschichte. Ursprünglich besaß das Schulgebäude im 2. Stockwerk noch eine Lehrerwohnung, doch auch die ist den Truppenübungen zum Opfer gefallen.
Die ehemalige Pfarrkirche St. Rochus brannte zwar 1947 bei Schießübungen aus, wurde jedoch nach dem Weggang des belgischen Militärs wieder aufgebaut und renoviert. Als letztes erhaltenes Gebäude gibt es noch das Trafohäuschen, das 1923 errichtet wurde, um die täglichen Arbeiten durch die Stromversorgung zu erleichtern.
Besonders bizarr wirkt neben den wenigen alten Gebäuden der nachfolgende Abschnitt: eine Dorfstraße mit Kulissenhäusern, die extra für den Häuserkampf errichtet wurden. Mit Blick auf den Ukraine-Konflikt erweckt dieser Anblick bei mir einen gruseligen Eindruck und hinterlässt einen herben Beigeschmack.
Wir verlassen das ehemalige Dorf Wollseifen und tauchen wieder ein in die wunderschöne Landschaft. Es geht weiter durch die Dreiborner Hochfläche. Diesmal mit einem fantastischen Panoramablick. In der Ferne können wir die Vogelsang sehen. Und am Wegesrand entdecken wir den ersten leuchtend roten Fliegenpilz. Wir bewegen uns übrigens auf einem Teilstück des Eifelsteigs und der Rur-Olef-Route, bis wir zum nächsten Highlight unserer heutigen Wanderung gelangen.
Urfttalsperre
Bevor wir die Urfttalsperre erreichen, dürfen wir erst einmal von oben einen herrlichen Ausblick auf die Staumauer mit den dahinter liegenden Hügeln genießen. Hier gibt es auch einen Rastplatz, der jedoch leider schon besetzt ist. Daher wandern wir weiter, diesmal durch ein Waldstück. Und dann geht es über einen steinigen Felsenweg ziemlich steil bergauf. Oben angekommen, breitet sich dann die Urfttalsperre vor uns aus.
Sie wurde 1905 zur Stromerzeugung gebaut und ist somit die älteste Talsperre der Eifel. Bis 1912 war sie mit einer Höhe von 58,5 Metern die höchste Staumauer Europas. Unsere Wandertour lässt uns über die 266 Meter lange Staumauer der Urfttalsperre wandern, die den Fluss Urft zum großen Urftsee aufstaut. Am Ende der Urftstaumauer erreichen wir ein Ausflugslokal mit Selbstbedienung, in dem wir für eine Pause einkehren.
Schieberhaus des Kermeterstollens
Frisch gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg und laufen an der Urft entlang, die sich ihren Weg durch die Landschaft schlängelt. Als nächstes kommen wir am Schieberhaus des Kermeterstollens vorbei. Davor ist der massive Absperrschieber von 1905 platziert, der den Stollen zum Urftsee hin verschloss, bis er durch einen neuen Schieber ersetzt wurde. Ganze 7.000 Kilogramm bringt er auf die Waage. Weitere Infos und Erläuterungen zum Kermeterstollen findest du auf einer Hinweistafel vor dem Schieberhaus.
Für uns geht es unter (noch) herbstlich laubtragenden Bäumen weiter an der Urft entlang. Dabei erhalten wir auch hier wieder einen guten Blick auf die Ordensburg Vogelsang, die sich über den Stausee erhebt. Doch nicht nur sie kannst du erblicken, sondern auch Vögel können beobachtet werden. Es gibt nämlich einen schönen Rastplatz mit zwei aufgestellten Ferngläsern, mit denen du die einheimische Vogelwelt erkunden kannst.
Victor-Neels-Brücke
Zugegeben, ich bin ja absolut kein Freund von Hängebrücken. Vor allem nicht, wenn diese bei jedem Schritt und Tritt vor sich hinwackeln und man den Abgrund unter seinen Füßen sehen kann.
Um so erfreuter bin ich, als ich einen ersten Blick auf die Victor-Neels-Brücke erhasche. Die Victor-Neels-Brücke ist nämlich eine Stahl-Hängebrücke mit vier Seilen und macht auf mich einen recht stabilen Eindruck. Tatsächlich läuft man über diese Brücke sehr komfortabel und selbst die “Hops- und Hüpfprobe“ meiner Mitwanderer spüre ich nur ganz schwach. Außerdem ist der Boden blickdicht, so dass ich diese Brücke auch Angsthasen wie mir empfehlen kann.
Benannt wurde die 2009 errichtete Victor-Neels-Brücke übrigens nach dem belgischen Kommandanten von Camp Vogelsang.
Nachdem wir die Brücke überqueren, befinden wir uns auch schon auf der Schlussetappe. Doch bevor wir wieder zur Ordensburg Vogelsang wandern, heißt es erst einmal, kräftig zu schnaufen. Denn uns erwartet ein recht steiler Anstieg. Immerhin 16 % für die nächsten 600 Meter, so zeigt es uns ein Verkehrsschild an.
Rotkreuz-Museum Vogelsang IP
Schließlich erreichen wir das Gelände der Vogelsang IP. Wir kommen am Sonnenwendplatz mit Fackelträger und an der Thingstätte mit Sportplatz der Ordensburg Vogelsang vorbei. Anschließend geht es vorbei an den ehemaligen Kameradschaftshäusern. In einem dieser Häuser ist das Rotkreuz-Museum untergebracht, das sich mit den Themen Menschenrechte, humanitäres Völkerrecht und der Geschichte des Roten Kreuzes im Rheinland befasst.
Rotkreuz-Museum Vogelsang IP
Vogelsang 41
53937 Schleiden
www.museum.drk.de
Öffnungszeiten:
1. Mai bis 31. Oktober
Sa – So, 10:00 – 17:00 Uhr
Eintrittspreise: 3 EUR, 2 EUR ermäßigt
Für uns geht es nun noch durch den Innenhof der ehemaligen Kaderschmiede und vorbei am Kulturkino Vogelsang. Das ehemalige Truppenkino der Belgier aus den 1950er Jahre ist heute ein Kinomuseum. Doch für uns endet die heutige Wanderung nun.
Weitere Ausflugsmöglichkeiten in der Umgebung
Monschau
Besuche die mittelalterliche Stadt Monschau und besichtige die historischen Fachwerkhäuser sowie die mächtige Burg Monschau. Zu bewundern gibt es außerdem die historische Senfmühle, das Rote Haus und die Monschauer Glashütte.
Bad Münstereifel
Knapp 30 Kilometer Luftlinie entfernt befindet sich der malerische Ort Bad Münstereifel. Der Innenstadtkern aus dem Mittelalter ist noch vollständig erhalten geblieben. Bewundere zum Beispiel das Windeckhaus mit seinen bunten Schnitzereien an der Fassade oder das Gotische Rathaus. Übrigens führt der Erft-Radweg durch Bad Münstereifel.
Burg Satzvey
In Mechernich steht die Burg Satzvey, eine der schönsten Wasserburgen des Rheinlands. Sie ist ein beliebtes Fotomotiv. Hier finden einladende Veranstaltungen wie Hexenfest und Ritterspiele statt.
Mein Fazit zur Wanderung rund um Vogelsang IP
Der Wanderweg rund um die Ordensburg Vogelsang und die Urftstaumauer ist sehr abwechslungsreich. Dabei führt er durch die schöne Landschaft der hügeligen Eifel. Unterwegs gibt es viel zu entdecken und zu erfahren. Alles in allem kann ich diese Tour sehr empfehlen.
Info
Länge: Unsere Wanderroute ist etwa 13,7 km lang und dauert ungefähr 3 Stunden reine Gehzeit.
Höhenmeter: Der Weg besitzt circa 220 Höhenmeter.
Schwierigkeit: mittelschwer
Wenn du auch gerne einmal um die Ordensburg Vogelsang und zur Urfttalsperre wandern möchtest, kannst du dir unsere Route wie immer auf www.komoot.de genauer anschauen und herunterladen.
(Gewandert im Oktober 2022)
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Hallo,
Die Tour klingt sehr interessant! Leider kann man die Route bei komoot sich nicht ansehen, da sie als „Privat“ gekennzeichnet ist ! Bitte die Kategorie ändern!
Viele Grüße
Hallo Berndt,
vielen Dank für die Info. Das sollte natürlich nicht passieren.
Ich habe die Route bei komoot jetzt auf ‚öffentlich‘ gestellt.
Viele Grüße Annette
Vielen Dank,
jetzt hat es geklappt ! Wir wandern die Route am Wochenende !
Herzlichen Dank für die Informationen zur Tour !