Moselradweg Etappen: Idyllisch von der Quelle bis nach Koblenz radeln

Du planst eine Radtour auf dem Moselradweg? Dann bist du hier genau richtig! Mein Mann ist den Fernradweg sieben Tage lang geradelt. In diesem Beitrag erzählt er dir, wie er die Moselradweg Etappen aufgeteilt hat und was dich von der Moselquelle bis nach Koblenz unterwegs erwartet.

Wie es zum Moselradweg kommt

Letztes Jahr habe ich meine erste längere Solo-Radtour am Hanse-Steden-Radweg hinter mich gebracht. In diesem Jahr sind noch ein paar Tage Resturlaub übrig, daher kam die Überlegung auf, wo könnte ich denn dieses Jahr hinfahren? Von unserem letzten Urlaub in Frankreich waren mir Nancy und Metz in gutem Gedächtnis geblieben und von meiner Tour auf dem Rheinradweg die Menge Radler, die am Deutschen Eck ihre Moselradweg-Tour von Trier nach Koblenz beendet haben. Also denke ich mir: „Der Moselradweg wird es!“

Moselradweg
Dieses Mal wird es der Moselradweg

Wissenswertes über den Moselradweg

Gibt man in Google „Moselradweg“ ein, wird meistens die Strecke von Perl bis Koblenz ausgewiesen. Für mich ist das aber nur der halbe Fluss. Wo entspringt die Mosel eigentlich? Eine kurze Suche ergibt: Die Moselquelle liegt in den Vogesen und die Mosel läuft dann über Lothringen durch das deutsche Moseltal bis nach Koblenz.

Die nächstgrößere Stadt zur Quelle mit vernünftigem Bahnanschluss ist Mulhouse (Mühlhausen) im Elsass. Der Endpunkt der Strecke liegt in Koblenz, das ergibt dann insgesamt von Bahnhof zu Bahnhof knapp 600 km. Aufgeteilt auf sieben Tage, gemischt auf Schotter und Asphaltwegen entlang des Flusses, ideal also für das Gravel Bike. Aus Bequemlichkeit suche ich Hotels und Pensionen entlang der Route. Wer weiß schon, wie das Wetter wird. Warme Duschen und trockene Übernachtungen haben schon was für sich.

Der Moselradweg im Überblick

Wie ist also der Trip entlang der Mosel? Vom Charakter her sind die beiden Teile (französischer und deutscher Teil) sehr unterschiedlich, was ich in dem Ausmaß nicht erwartet hätte:

Teil 1
Die Mosel (la Moselle) in Frankreich bietet einen entspannten gut ausgebauten Radweg entlang des Flusses und der Moselkanäle. Teils menschenleer und wenig touristisch erschlossen.

Teil 2
Die deutsche Mosel, speziell ab Trier, ist deutlich lebhafter, touristisch durchorganisiert und landschaftlich komplett anders. Mir persönlich fast ein wenig zu trubelig, was aber auch am Wetter und dem langen Wochenende liegen mag. Es hat den Charakter von “Draußen nur Kännchen”, aber mit Weinautomat am Weg.

Moselradweg Etappen
Wie teile ich mir die Moselradweg Etappen auf?

Die Moselradweg Etappen

Die Moselradweg Etappen sollten je nach Kondition und Fitness gewählt werden. Da ich passionierter Radsportler bin, wähle ich für den Moselradweg insgesamt sieben Etappen aus. Natürlich kannst du diese ganz nach deinem eigenen Geschmack weiter aufteilen. Ich jedenfalls habe mir meine Etappen auf dem Moselradweg wie folgt auf sieben Tage aufgeteilt:

Info:
An sieben Tagen werden auf dem Moselradweg insgesamt 605 Kilometer und 2.760 Höhenmeter geradelt:

Tag 1: Mulhouse – Remiremont (89,9 km)
Tag 2: Remiremont – Nancy (110 km)
Tag 3: Nancy – Metz (74,7 km)
Tag 4: Metz – Palzem (82,3 km)
Tag 5: Palzem – Wintrich (99 km)
Tag 6: Wintrich – Senheim (77,2 km)
Tag 7: Senheim – Koblenz (72 km)

Alles bereit für Teil 1: La Moselle

Meine Anreise zum Moselradweg

Reisen mit dem Rad in der Bahn in Deutschland ist immer wieder spannend. Grenzübergreifend wird das nochmal komplizierter, denn Fahrradplätze sind nicht buchbar oder erst gar nicht verfügbar. Was ist also die Alternative? Man macht das Rad zum Handgepäck und braucht dann keine Fahrradkarte oder Stellplatz.

Hierfür gibt es spezielle Transporttaschen. Die sind aus meiner Sicht die ideale Lösung. Offiziell zugelassen von der SBB und wenn man Vorder- und Hinterrad ausbaut und intelligent an den Rahmen schnürt, passt das Gesamtpaket sogar ins offizielle Gepäckfach der Deutschen Bahn. Am Zielort lässt sich die Tasche klein zusammenfalten und in einen Beutel stecken, der nicht größer als eine Trinkflasche ist. Perfekt fürs Bikepacking (und um das Zimmer sauber zu halten).

Moselradweg Anreise
Das Fahrrad als Gepäckstück verstaut

Mein Fahrradgepäck ergibt zusammengebunden mit dem Helm ein zweites kleines Gepäckstück, das problemlos mit auf die Reise kommt. Trotz gut gefüllter Züge gibt es keine Probleme – auch nicht im TGV. Und nach rund 5 Stunden ist die Anreise aus Deutschland ins Elsass erledigt.

Da mir das Fahrrad samt Gepäck auf dem Weg ins Hotel in Mülhausen dann doch etwas zu sperrig zum Tragen ist, bastele ich schnell das Rad wieder zusammen. Für unterwegs bietet sich da ein kleiner Drehmomentschlüssel an, man will das Rad ja nicht zerstören. So rolle ich dann zum ersten Hotel, checke ein und darf das Rad dann auch (wie fast immer) mit aufs Zimmer nehmen.  Am Abend erkunde ich noch die Stadt und fülle die Kohlenhydratspeicher mit etwas Elsässer Flammkuchen auf. Anschließend geht es früh ins Bett, damit ich morgen fit für das Abenteuer „Moselradweg“ bin.

Temple Saint-Étienne Mulhouse
Die Kirche Saint-Étienne
Rathaus Mulhouse
Das historische Rathaus in Mulhouse

Tag 1: Mülhausen – Remiremont

Beim Frühstück unterhalte ich mich kurz mit ein paar französischen Motorradfahrern, die auf dem Weg in den Süden sind. Sie beneiden mich etwas um meine nördliche Richtung, da Richtung Mittelmeer heftige Gewitter vorhergesagt sind. Gesättigt, alle Taschen aufgesattelt und mit einer Extra-Banane im Trikot geht es durch die Innenstadt. Noch ist der Himmel blau und die Beine sind munter. Es rollt sich auf Fahrradstreifen und ausgewiesenen Radwegen entspannt aus der Stadt. Sonntags morgens sind die Gehsteige eh noch hochgeklappt.

Unterwegs komme ich an der „Sammlung Schlumpf“ vorbei, die hat aber nichts mit Vater Abraham und Gargamel zu tun, sondern ist ein Museum mit historischen Fahrzeugen. Leider öffnet das Museum erst um 10:00 Uhr und da ja noch einige Kilo- und Höhenmeter erledigt werden wollen, fahre ich wehmütig an der Ausstellung vorbei.

Moselradweg
Es geht ruhig zu am heutigen Sonntag

Ich finde schnell einen runden Tritt und rolle über eine alte Bahntrasse Richtung Vogesen, die schnell vor mir größer werden. In Cernay wundere ich mich über Fotografen mit großen Teleskopen. Das kommt mir bekannt vor, sowas gab es doch auch schon am Hanse-Radweg. Und richtig: Cernay ist das ‘Storchendorf’. Auf den Masten finden sich dutzende brütende Storchenpaare. Da die Störche nicht nur klappern, sondern auch jede Menge Guano produzieren, fahre ich schnell weiter und folge der ‘Voie Verte’ entlang der Thur tiefer ins Tal. Es geht durch schöne Dörfer mit Fachwerkhäusern und entlang von Zeitzeugen der Weltkriege.

Soldatenfriedhof Moosch
Soldatenfriedhof Moosch

In Vieux-Thann ist es Zeit für ein zweites Frühstück und mit einem Espresso und einem Eclair im Bauch geht es gestärkt weiter. In Fellering biegt meine Route dann rechts ab und nach ein paar finalen Kilometern auf der stillgelegten Strecke beginnt der Aufstieg zum Col de Bussang. (Tipp: Hier gäbe es auch eine Bahnstation, der Weg aus Mülhausen ist aber schön und es gibt dort deutlich mehr Unterkünfte).

Leider gibt es auf dem Pass keine Möglichkeit, die Hauptstraße zu umgehen, daher bin ich froh, früh und am Sonntag unterwegs zu sein. Dadurch ist kaum Verkehr und vor allem sind keine LKWs unterwegs. Kurz nach dem Pass geht es rechts ab und nach wenigen Metern habe ich den ersten Fixpunkt meiner Reise erreicht: die Moselquelle. Etwas lustlos tropft es aus dem Berg, war ja auch warm in den letzten Tagen. Da wird hoffentlich noch etwas mehr Wasser zusammenlaufen bis Koblenz.

Moselquelle
Die Moselquelle

Ab jetzt geht es nur noch bergab mit mir. Und zwar sprichwörtlich. In flotter Fahrt und jetzt doch bei ein paar Regentropfen geht es auf der ehemaligen Bahnstrecke mit leichtem Gefälle die nächsten Kilometer entspannt voran. Der Radweg ist anscheinend so beliebt, dass es sogar einen Kreisverkehr an einer der Kreuzungen gibt. Während ich mich wundere, was das soll, biegt eine 10 köpfige Rennradgruppe ein und dank Kreisverkehr muss keiner wirklich abbremsen.

Moselradweg
Ein Kreisverkehr auf dem Radweg

Ein kleiner Tip für unterwegs: Leere Trinkflaschen kann man in Frankreich an einem der zahlreichen Wohnmobil Plätze auffüllen.

Unterwegs bewundere ich noch ein liebevoll hergerichtetes Bahnhäuschen in Hielle und nach fast 90 Kilometern bin ich in Remiremont am ersten Tagesziel angekommen. Die Hitze ist groß, das Bier kühl, das Hotel sehr entspannt und nach einem Abendessen in der Stadt, ist es auch Zeit für’s Bett. Morgen steht ja die längste Etappe auf dem Plan.

Hielle
Ein Mini-Museum im Bahnhäuschen Hielle

Sehenswertes auf der Moselradweg-Etappe 1
Mulhouse – Cernay – Vieux-Thann – Thann – Fellering – Moselquelle – Hielle – Remiremont

Tag 2: Remiremont – Nancy

Ein ausgiebiges Frühstück mit Kaffee, Früchten und Baguette, alles zusammengepackt und gegen 9:00 Uhr schwinge ich mich aufs Rad. Die ersten Kilometer brauchen meine Beine noch zum Wachwerden. Das Tal der Mosel ist hier deutlich breiter und erinnert mich teilweise an meine Heimat an Donau und Altmühl. Jetzt bin ich schon offiziell auf dem Moselradweg unterwegs und folge dem GPS und den Schildern, vorbei an kleinen Dörfern auf ruhigen Seitenstraßen. Nur selten sieht man Fahrradfahrer, Autos oder Jogger.

Immer wieder gibt es traumhafte Blicke auf die langsam grösser werdende Mosel. In Épinal ist es dann Zeit für einen Zwischenstopp. Leider ist das Büro (‚Bureau‘, wie eines der Cafés heißt) noch geschlossen, also eines der anderen Bistros am Markt aussuchen und Flüssigkeit nachfüllen.

Épinal
Pause in Épinal

Nach Épinal kommt es zu einer weiteren Änderung. Ab jetzt folgt der Moselradweg weniger dem natürlichen Flusslauf, sondern orientiert sich am begleitenden Kanal und den gut ausgebauten Treidelpfaden. Ähnlich wie am Canal du Midi geht es über Kanalbrücken von Schleuse zu Schleuse.

Recht schnell ist die Hälfte des heutigen Weges hinter mir und ich finde die ersten Schilder mit Kilometerangaben zu meinem Ziel in Nancy. Unterwegs besorge ich mir in Charmes in einer kleinen Bäckerei ein Baguette für eine Rast, da an der französischen Mosel wie am Canal du Midi nicht mit einer touristischen Infrastruktur zu rechnen ist. So gewappnet nutze ich eine der Bänke an den Schleusen für meine Mittagspause.

Verpflegung Moselradweg
Picknick am Moselradweg

Kurz vor Schluss biegt der Moselradweg nach rechts ab und verlässt die Mosel. Entlang des Verbindungskanals zur Meurthe komme ich schliesslich nach Nancy und bin wie jedes Mal begeistert von der Stadt und ihren beeindruckenden Plätzen. Da wir bei unserem letzten Nancy-Besuch eine gute Bar gefunden hatten, muss ich nicht lange suchen, um etwas Kaltes zum Trinken zu finden.

Danach geht es Richtung Hotel, einchecken, auspacken, Radklamotten durchspülen und trocknen. Da die 110 km heute doch etwas lang und warm waren, beschließe ich, nicht mehr lange zu suchen und gehe zu einem Vietnamesischen Imbiss um die Ecke.

Nancy
Ankunft in der sehenswerten Stadt Nancy

Sehenswertes auf der Moselradweg-Etappe 2
Saint Étienne lès Remiremont – Épinal – Châtel-sur-Moselle – Nancy

Tag 3: Nancy – Metz

Auch Tag 3 des Moselradwegs beginnt wieder mit strahlend blauem Himmel und glatt gebügelten und absolut leeren Radwegen. Schnell ist die Stadt hinter mir und nach 15 km mündet die Meurthe in die Mosel und ich bin wieder ‘auf der richtigen Spur’.

Kurz danach wechsle ich in Custine die Flussseite und da es am Kreisverkehr eine Bäckerei und ein Café gibt, genehmige ich mir einen Espresso und ein Baguette. Vor dem Laden komme ich mit einem französischen Paar ins Gespräch, die eine noch größere Runde in entgegengesetzter Richtung unternehmen. Rhein, Saar, Mosel und zurück nach Straßburg. Wir sind uns einig, dass es bei der Verpflegung noch ‚Lücken‘ gibt und dass es in Deutschland deutlich einfacher ist, etwas zu essen zu finden.

Moselradweg
Es dauert, bis ich auf dem Moselradweg Verpflegung finde

Wieder auf dem Rad, geht es durch das ein oder andere Dorf bis nach Pont-à-Mousson. Eigentlich ein guter Zeitpunkt für eine Mittagspause. Da aber gerade alle Gehsteige in der Hitze hochgeklappt sind, habe ich keine Chance. Also verlege ich die Pause an den Fluss.

Nachdem der erste Tag von Schauplätzen des Ersten Weltkriegs geprägt war, sind es jetzt die Relikte des Zweiten, die den Wegesrand prägen. Metz war von 1871 bis 1918 deutsch und wurde dann französisch. Mit dem Überfall auf Frankreich wurde das sofort ‘korrigiert’ und die Gegend um Metz wieder ‘eingemeindet’. Novéant-sur-Moselle wurde als Neuburg in Lothringen und dann Neuburg an der Mosel, Grenzstadt und auch Ort eines Nazi-Verbrechens.

Pont-à-Mousson
In Pont-à-Mousson sind mittags die Bürgersteige hochgeklappt

Wieder nur wenige Kilometer weiter entdecke ich in Corny-sur-Moselle eine Gedenkstätte an einen missglückten Versuch der Amerikaner, von Dornot einen Brückenkopf über die Mosel zu bilden. Nach drei Tagen und 945 Gefallenen musste der Versuch abgebrochen werden.

Kurz danach komme ich an einen Ort, den ich so hier nicht erwartet hätte. Mitten in einem winzigen Dorf, stehen riesige Reste eines Römischen Aquädukt. Mit diesem Bauwerk wurde Metz mit Frischwasser versorgt. Faszinierend, dass das nach knapp 2000 Jahren noch steht.

Aquädukt Jouy-aux-Arches
Aquädukt Jouy-aux-Arches

Kurz vor Metz komme ich noch an der 300-km-Marke der Mosel vorbei. Hälfte geschafft und auch die Beine haben ihren zwischenzeitlichen Protest aufgegeben und treten munter vorwärts. In Metz findet sich ein ruhiges Plätzchen zur Flüssigkeitsversorgung und Nahrungsaufnahme. Das Rad darf auch hier aufs Zimmer und trotz einer gewissen Hitze im Zimmer lässt es sich gut schlafen.

Metz
Ankunft in Metz

Sehenswertes auf der Moselradweg-Etappe 3
Pont-à-Mousson – Novéant-sur-Moselle – Corny-sur-Moselle – Jouy-aux-Arches – Metz

Tag 4: Metz – Palzem

Heute geht es von Metz über die letzten französischen Kilometer der Mosel ins Saarland. Nach dem Frühstück verabschiede ich mich von der Kathedrale in Metz und kehre zurück an den Fluss. Bei sengender Sonne geht es flach durch das weite Tal vorwärts.

Zwischen Nancy und Luxemburg läuft der Moselradweg auf dem Véloroute Charles le Téméraire (auf deutsch: Karl der Kühne, der im 15. Jahrhundert Herzog von Burgund und den Niederlanden war). In Thionville findet sich eine offene Bäckerei für ein zweites Frühstück. Der Rest des Weges rollt ereignislos entlang des weiten Moseltals. Unterbrochen werden die folgenden Kilometer nur durch den Anblick des Atomkraftwerks Cattenom und einem weiteren Überbleibsel des Zweiten Weltkrieges, eine der Behelfsbrücken, mit denen die Alliierten Truppen die Mosel überquerten.

Pont de Cattenom
Die Brücke von Cattenom

Vor mir verengt sich das Moseltal und damit erreiche ich auch in Schengen das Französisch-Deutsch-Luxemburgische Dreieck. Nach einem Besuch des Europa-Museums in Schengen geht es wieder auf den Moselradweg. Remich auf der Luxemburger Seite ist der letzte Ort mit Restaurants. Zeit für ein frühes Abendessen, kurz danach erreiche ich mein Ziel in Palzem. Ich bin gespannt, wie es weitergeht an der deutschen Mosel.

Moselradweg
Immer die Mosel im Blick

Sehenswertes auf der Moselradweg-Etappe 4
Mondelange – Thionville – Cattenom – Schengen – Remich – Palzem

Teil 2: Der „deutsche“ Moselradweg

Tag 5: Palzem- Wintrich

Nach dem obligatorischen ausführlichen Frühstück sind die Klamotten schnell gepackt. Der Moselradweg führt jetzt entlang des Flusses, gegenüber liegt Luxemburg. Zu Mittag bin ich mit Freunden in Trier verabredet. Daher nehme ich mir wenig Zeit für Sightseeing und halte nur kurz an der Brücke, an der die Saar in die Mosel fließt. Da ist seit der Quelle ganz schön viel Wasser zusammengekommen. Kurz vor Trier reibe ich mir dann nochmal die Augen, als ich auf dem Fluss ein Schiff entgegenkommen sehe? Römer? Wikinger? Gallier? Scheinen aber friedlich zu sein.

Mosel
Ein Segelschiff auf der Mosel

Mittags erreiche ich Trier und mache eine kleine Tour durch die Innenstadt und bewundere die Porta Nigra und den Dom. Kurz vor dem verabredeten Termin mit meinen Freunden erreiche ich das ausgemachte Restaurant. Ich hoffe, dass alles trocken bleibt, denn hinter den Häusern ballen sich schon dunkle Wolken und es grummelt schon. Leider kommt dann auch schon wie befürchtet die Nachricht von den Freunden, dass Sie auf dem Motorrad mitten in ein Gewitter gekommen sind und nicht zum Treffen erscheinen können.

Porta Nigra Trier
Die Porta Nigra in Trier

Nach meinem Mittagessen beginnt nun wirklich der zweite Teil der Mosel-Tour. Ab Trier komme ich in eine ‘andere Welt’. Weil wir heute einen Feiertag haben und damit ein langes Wochenende beginnt, füllen sich die Radwege. Jede Menge Radler alleine und in Gruppen scheinen beschlossen zu haben, die Mosel von Trier nach Koblenz unter die Reifen zu nehmen. Ich treffe jetzt pro Kilometer mehr Fahrradfahrer als in Frankreich an einem halben Tag.

Leider erwischt mich dann doch noch ein Gewitter. Ich finde aber eine kleine Baumgruppe und führe ein nettes Gespräch mit anderen Radlern bis der Regen nachlässt. Da wären zum Beispiel zwei Damen mit Zelt, die ohne fixe Etappen unterwegs sind. Bei ihnen ist der Wein das Ziel und zur Not wird der Rest wieder mit dem Zug gefahren: “Heute fahren wir noch einen Liter Wein und schauen dann, wo wir sind”. So kann man es natürlich auch machen.

Mosel
Es geht durch die Weinfelder

Die Mosel ist jetzt komplett touristisch erschlossen. Campingplätze, Cafés, Restaurants und Weinstände am Wegesrand bieten ein völlig anderes Bild als die einsamen Wege im französischen Teil. Ich lasse mich von einem der Stände überzeugen und gönne mir eine Weinschorle, es sind ja nur noch ein paar Kilometer. Heute ist wieder ein langer Tag und in Neumagen-Drohn kühle ich meine Füße in einem Bach. Der Regen droht immer noch mit dunklen Wolken und einem Grollen. In Wintrich angekommen, schaffe ich es gerade noch mit den ersten Tropfen eines Gewitters in die Unterkunft. Es gießt wie aus Eimern und ich bin froh, trocken geblieben zu sein.

Abends suche ich mir noch ein Restaurant und muss feststellen, wie viele Restaurants in den Dörfern geschlossen sind. Einige wohl schon seit Jahren, andere haben augenscheinlich die Corona-Zeit nicht überstanden. Da wäre noch einiges wieder aufzuholen mit mehr ‘Urlaub in Deutschland’. Schlussendlich finde ich ein offenes Restaurant. Mit gutem Essen und fröhlichen Zechern am Nachbartisch lässt sich der Tag gut beenden.

Moselradweg
Allmählich baut sich ein Gewitter auf

Sehenswertes auf der Moselradweg-Etappe 5
Konz – Trier – Quint – Schweich – Leiwen – Neumagen-Drohn – Wintrich

Tag 6: Wintrich – Senheim

Tag 6 auf dem Moselradweg beginnt wie immer mit einem guten Frühstück, heute mal mit einem klassischen Touch. Jetzt beginnt das enge Moseltal mit steilen Weinlagen und Flussschleifen, die im Zick-Zack durch die Hügel führen. Vorbei geht’s an Orten wie Bernkastel-Kues, Traben-Trarbach und Zell an der Mosel. Die Weingärten und -güter kommen jetzt eins ums andere. Ich befürchte, dass wenn man den ‘Verlockungen’ erliegt und probiert, jeder Tag arg kurz werden könnte.

Bernkastel-Kues
Klassischer Mosel-Ort: Bernkastel-Kues
Bernkastel-Kues
Das Rathaus von Bernkastel-Kues

Die Orte entlang der Mosel sind herausgeputzt und voll bis zum Rand mit Ausflüglern. Die Radwege sind gut ausgelastet mit e-Bikern, die immer entsetzt sind, wenn ein Radler ohne Motor an ihnen vorbei zieht. “Affront, niemand darf schneller sein, als ich mit meiner Rad-Weste”.

In Wolf begrüßt mich ein gekühlter Weinautomat. Da ich mich aber bei der Hitze nicht töten will, lasse ich mich alternativ auf dem Campingplatz Wolf in einem Liegestuhl an der Mosel nieder und genieße einen Kaffee mit Kuchen. Danach noch ein alkoholfreies Weizen in der Sonne und das alles mit Blick auf den Kröver Nacktarsch (einer bekannten Weinlage gegenüber).

Kröver Nacktarsch
Erholungspause an der Mosel
Bullay
Kurze Pause in Bullay

In Bullay mache ich eine weitere kurze Pause und nach einem Blick auf die Komoot-Karte entscheide ich mich gegen den Moselradweg am westlichen Ufer entlang der Straße. Stattdessen wähle ich den Wanderweg, der mich auf Feldwegen und Single Trails zum Tagesziel führt. Unterwegs komme ich noch an der beeindruckenden Klosterruine Stuben vorbei, tauche dann in den Wald und beende den Tag in Senheim.

Kloster Stuben
Die Klosterruine Stuben

Sehenswertes auf der Moselradweg-Etappe 6
Mülheim an der Mosel – Bernkastel-Kues – Traben-Trarbach – Bremm – Kloster Stuben – Senheim

Tag 7: Senheim – Koblenz

Sechs Tage im Sattel und der Körper hat sich an die Belastung gewöhnt. Packen morgens ist Routine, Frühstück, aus-checken, alle Taschen wieder auf dem Rad verstauen und es geht auf die letzten Kilometer. In den ersten Dörfern, die ich passiere, sind die Bürgersteige noch hochgeklappt. Nach Cochem öffnet sich das Tal. Auf der Karte kann ich sehen, dass auf der rechten Seite der Mosel eine Bundesstraße und die Bahntrasse laufen. Das lässt wenig Platz für einen schönen Radweg. Auf der rechten Moselseite zeigt mir Komoot einen Wanderweg.

Beilstein
Der Moselradweg führt auch durch Beilstein

Der sollte mit dem Gravelbike gut machbar sein. Mir begegnen im Wald schon Jogger, Hundeausführer und andere Radler. Nach etwa zehn Kilometer spuckt mich der Weg in Treis-Karden aus. Weil das Wetter warm ist, suche ich einen Platz in einem Café am Marktplatz und schiebe eine Kaffeepause ein. ‘Leider’ gibt es ein Kaffee-Kuchen-Sonderangebot, also lasse ich mich erweichen und teste die Blaubeer-Rolle. Kann man durchaus empfehlen.

Ab Treis-Karden sind beide Seiten der Mosel mit einer Bundesstraße gesegnet, nicht wirklich idyllisch, aber der Weg rollt gut. Immer wieder bieten sich wunderschöne Ausblicke auf Burgen, Fachwerkdörfer und Weingüter. So komme ich zum Beispiel an der imposanten Burg Eltz vorbei. Ich versuche auf der Karte von Brücke zu Brücke zu erahnen, welche Seite der Mosel mehr Platz für den Radweg bietet.

Burg Eltz
Unterwegs gibt es wundervolle Ausblicke, wie auf die Burg Eltz

Der Moselradweg wird dann am Fuß der Weinberge geführt. Die steilen Hänge sind durch Schrägaufzüge erschlossen. Trotzdem wird die Arbeit dort ein Knochenjob sein, jede Menge aufgegebene Weinterrassen zeugen davon. Auf einer der Moselbrücken überholt mich eine größere, gemischte Rennradgruppe. Ich frage den letzten Fahrer, ob ich mich in den Windschatten hängen darf. Als das bejaht wird, gehen die nächsten zehn km deutlich schneller voran. Mit knapp 30 km/h zischen wir über den Moselradweg. Dann führt mich mein Weg wieder in die Dörfer, man will ja auch was sehen. Wehmütig lasse ich die Gruppe fahren, Windschatten ist schon was geniales.

Moselradweg
Steile Weinhänge mit Aufzügen

Die Orte putzen sich für das Mittagsgeschäft heraus, die ersten Restaurants haben schon keine Plätze mehr frei. Anscheinend ist ‘Weinprobe’ auch eine beliebte Aktion für Junggesellinen-Abschiede, zumindest sehe ich mehrere Gruppen, die entsprechend ausstaffiert in verschiedene Weingüter einkehren. Bei erwarteten 30 Grad hoffe ich, dass die Damen das überstehen, sonst wird das ein recht kurzer Brautausflug. Wie wir aus eigener Erfahrung wissen, sind viel Wein und Hochzeiten gefährlich.

Nach 66 Kilometern kreuze ich ein letztes Mal die Mosel und rolle entspannt durch jede Menge Samstagsausflügler ans Deutsche Eck. Hier war ich schon auf meiner Tour von Mainz nach Kaarst unterwegs. Ein Check in der Bahn-App zeigt, dass ich noch genügend Zeit für einen kurzen Stopp in einer Pizzeria habe. Ich blättere durch die Bilder der vergangenen Tage und lege die letzten Meter zum Bahnhof zurück.

Koblenz
Geschafft! Ich bin am Ende des Moselradwegs

Sehenswertes auf der Moselradweg-Etappe 7
Cochem – Bundesbank Bunker – Treis-Karden – Burg Eltz – Kobern-Gondorf – Koblenz

Rückreise mit der Bahn

Jetzt noch ein Ticket für den Zug buchen, für die kurze Strecke langt der Regional Express. Per App auch das Fahrradticket dazubuchen klappt natürlich nicht und auf die Schlangen am Schalter habe ich keine Lust. Koblenz ist der Endpunkt einiger Radwege, das merkt man an der Menge an Rädern, die auf den verschiedenen Bahnsteigen stehen.

Mit meinem Werkzeug verwandle ich mein Fahrrad wieder in ein Gepäckstück. Das erweist sich schnell als Vorteil, die Bahn ist nämlich randvoll und die anderen Radler müssen sich einiges vom Schaffner anhören. Ich sitze brav mit meinem Gepäck in der Ecke und fahre nach Hause.

Lohnt sich der Moselradweg?

Die Tour entlang der Mosel ist wirklich empfehlenswert. Der Moselradweg ist abwechslungsreich und führt durch schöne Landstriche und hübsche Ortschaften. Mit sieben Tagen alleine ist der Moselradweg auch sehr gut zu bewältigen. Wenn man mehr Kultur (in Frankreich) oder mehr Wein (in Deutschland) einplanen will, könnte man das ganze auch jederzeit aufteilen und jeweils pro Land 5-7 Tage einplanen. Die Infrastruktur ist im Prinzip gut, teilweise muss man aber schon genau planen, wie und wo man sich verpflegt. Gerade in Frankreich gibt es echt Lücken, das ist aber machbar. Die Lust auf längere Radreisen ist bei mir auf alle Fälle noch nicht gestillt.

Info
Länge: Der Moselradweg ist etwa 605 km lang.
Höhenmeter: Ich hatte einen Anstieg von circa 2.760 Höhenmeter und einen Abstieg von circa 2.930 Höhenmetern.
Schwierigkeit: mittel

Falls du den Moselradweg auch gerne fahren möchtest, findest du alle Details zu meiner Fahrradtour auf www.komoot.de und kannst sie dort herunterladen.

Moselradweg
Eine Fahrt auf dem Moselradweg lohnt sich

(Geradelt im Juni 2023)

Tipps rund um den Moselradweg

Anreise zum Moselradweg

Wenn du ebenfalls den kompletten Moselradweg ab der Moselquelle fahren möchtest, dann bietet sich eine Anreise bis zum Bahnhof von Mulhouse an. Den erreichst du mit dem Transport express régional (TER). Wer von Metz aus starten möchte, der erreicht den Bahnhof von Metz ebenfalls mit dem TER.

Mein Fahrradgepäck

Mein gesamtes Fahrradgepäck habe ich an meinem Fahrrad befestigt. Eine 10 l Satteltasche und eine 8 l Lenkerrolle bieten genug Platz für Klamotten, Riegel, Gels und Necessaire. Allzu viele Klamotten nehme ich ohnehin nicht gerne mit auf eine Radtour, lieber wasche ich die Sachen abends im Hotel rasch durch. Was du auf einer mehrtägigen Fahrradtour unbedingt dabei haben solltest, hat dir Annette in ihrer Fahrrad Packliste zusammengestellt.

Moselradweg Unterkünfte

Ich habe die Hotels alle vorgebucht, das ist natürlich deutlich entspannter und reduziert den Gepäckaufwand. Entlang des Wegs finden sich aber auch immer Campingplätze, so dass eine Kombi aus Hotel und Zelt gut machbar wäre. Dann ist man auch in der Etappenlänge nicht so eingeschränkt.

Moselradweg Tipps
Wie haben dir der Moselradweg gefallen?

Wie hat dir die Fahrradtour auf dem Moselradweg gefallen? Welche der Highlights findest du besonders lohnenswert? Kannst du uns auch einen schönen Fernradweg empfehlen? Ich freue mich über deine Meinung. Hinterlasse doch dein Feedback unten als Kommentar.

Falls du jemanden kennst, dem der Moselradweg ebenfalls gefallen könnte, empfehle doch der Person am besten diesen Beitrag. Oder teile den Artikel ganz einfach in den sozialen Medien, damit auch andere von dem erlebnisreichen Moselradweg erfahren. Vielen Dank.

Weitere Inspirationen für schöne Unternehmungen

Ruhrtalradweg: Zwei Tage lang sind wir auf dem ersten Abschnitt des Ruhrtalradwegs von Winterberg bis nach Fröndenberg durch das waldreiche Sauerland gefahren. Erfahre, was es alles zu erleben und zu besichtigen gibt. Außerdem erhältst du noch ein paar wichtige Tipps für den Ruhrtalradweg.

RevierRoute Grubenfahrt: Die Fahrradtour auf der RevierRoute Grubenfahrt führt uns durch das Ruhrgebiet vorbei an Industriedenkmälern und lässt uns so den ehemaligen Bergbau „erfahren“. Begleite uns auf unserer Rundfahrt und entdecke mit uns die Spuren des Steinkohlebergbaus. Erfahre, wo du dem Zauberlehrling begegnen, einen Obelisken finden und den Eiffelturm des Ruhrgebiets bewundern kannst.

Bensberger Schlossweg: Du liebst es zu wandern und dabei interessante Dinge zu entdecken? Dann habe ich genau das richtige für dich, nämlich den Bensberger Schlossweg. Auf diesem Rundwanderweg kannst du die Schlösser und Burgen von Bergisch Gladbach entdecken sowie eine Menge interessanter geschichtlicher Eindrücke erhalten. Ich verrate dir, wer im prachtvollen Schloss zur Schule gehen durfte, was es mit den Massengräbern im Wald auf sich hat und wie früher die Trinkwasserversorgung stattfand.

Schloss Drachenburg: Wer ein märchenhaftes Schloss in NRW besichtigen möchte, sollte sich nach Königswinter ins Siebengebirge begeben. Hier thront hoch oben auf dem Drachenfels das Schloss Drachenburg. Der Name verspricht Programm, denn hier gibt es noch die Mythen und Sagen samt Drachen und ihrer Drachentöter.

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