Last Updated on 9. Mai 2024 by Netreisetagebuch
Mehrtägige Radtouren unternehmen wir mittlerweile echt gerne. So zum Beispiel auch auf dem Canal du Midi Radweg, der durch das wunderschöne Südfrankreich führt. Erfahre mehr über unsere sechs Canal du Midi Fahrrad Etappen, die von Toulouse nach Sète verlaufen und geprägt sind von Schleusen, Brücken und Kanalbooten.
Drei Wochen quer durch Frankreich, Land und Leute erkunden – klingt nach einem entspannten Urlaub. Dies war zumindest unser ursprünglicher Plan. Mit Freunden aus der Bretagne hatten wir jedoch bereits vor der Pandemie vereinbart, mal ein paar Tage gemeinsam Fahrrad zu fahren. Daraus hat sich dann zu meinem ‘Entsetzen’ die Idee entwickelt, den Canal du Midi in Angriff zu nehmen. Da wir ohnehin eine Frankreich Rundreise planten, ergab sich hier eine gute Möglichkeit, dies mit der Radtour am Canal du Midi zu verbinden.
Schlussendlich haben wir die Tour entlang des Kanals von Toulouse nach Sète in sechs Tagesetappen aufgeteilt. Unsere Freunde haben die Unterkünfte und den Gepäcktransport entlang des Canal du Midi Radwegs organisiert, wir haben die Räder ins Auto gepackt und uns auf den Weg gemacht.
Was ist der Canal du Midi?
Was ist denn eigentlich der Canal du Midi? Der Kanal ist Teil einer im 17. Jahrhundert fertiggestellten Verbindung zwischen dem Atlantik und dem Mittelmeer (Canal de Garonne und Canal du Midi). Er erlaubte es den Franzosen, unter Umgehung der verfeindeten spanischen Gewässer von Bordeaux aus Richtung Rhone und Marseille zu fahren.
Mittels dutzender Schleusen (Écluses) wurden die Boote von Pferden langsam Richtung Toulouse gezogen und von dort aus dann über Carcassonne und Béziers ins Mittelmeer. Heute zählt der Canal du Midi zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Wir haben uns den bekannteren und bei Bootsfahrern beliebten Teil von Toulouse nach Sète vorgenommen. Theoretisch geht es da mehrheitlich bergab zum Mittelmeer und normalerweise ist Westwind, also Rückenwind.
Anreise zum Canal du Midi
Unsere Rundreise durch Südfrankreich sieht eine gemütliche Route über Lothringen und die Rhone vor. Dabei besichtigen wir viele sehenswerte Städte wie zum Beispiel Metz, Nancy und Dijon sowie Avignon und Orange. Dann unterbrechen wir unsere Rundreise für die sechstägige Fahrradtour am Canal du Midi, bevor es danach über die Camargue und die Provence (mit den wundervollen Städten Arles, Gordes und den Ockerfelsen) zurück nach Hause geht.
Da unsere Frankreich-Tour ohnehin mehr oder weniger an Sète vorbeigeht (dem Ziel unserer Fahrradreise), beschließen wir, unser Auto dort in einer der Tiefgaragen abzustellen. Anschließend rollen wir mit den bepackten Rädern in Richtung Bahnhof, um das Abenteuer zu beginnen. Mit dem Zug fahren wir bis nach Toulouse, dem Starpunkt unserer Canal du Midi Fahrrad Etappen.
Canal du Midi Fahrrad Etappen
Unsere Fahrradtour verläuft auf dem Canal du Midi Radweg von Toulouse bis nach Sète. Insgesamt 290 Kilometer lang ist die Strecke für uns. Diese teilen wir auf sechs Etappen auf. Jede Tagesetappe ist mit ihrer Länge gut zu bewältigen und es bleibt dennoch ausreichend Zeit für ausgedehnte Pausen. Hier eine kurze Übersicht über unsere Canal du Midi Fahrrad Etappen:
- Tag 1: Toulouse – Gardouch (38,5 km)
- Tag 2: Gardouch – Bram (49,6 km)
- Tag 3: Bram – Carcassonne (33,3 km)
- Tag 4: Carcassonne – Le Somail (63,2 km)
- Tag 5: Le Somail – Béziers (46,6 km)
- Tag 6: Béziers – Sète (58,6 km)
Canal du Midi Sehenswürdigkeiten
Während unserer sechstägigen Radtour kommen wir an vielen schönen Ortschaften vorbei und es gibt täglich etwas zu entdecken. Hier kommen die wichtigsten Erlebnisse und die schönsten Canal du Midi Sehenswürdigkeiten:
Etappe 1: Toulouse – Gardouch
Nach unserer Anreise mit dem Zug aus Sète, treffen wir unsere Freunde in Toulouse und kühlen uns im Hotel erst einmal auf Normaltemperatur ab. Immerhin hat es draußen mehr als 40 Grad und der Zug hatte sich in eine kleine Sauna verwandelt.
Den Abend nutzen wir, um einen Besichtigungsrundgang in der Altstadt von Toulouse zu unternehmen. Dabei bewundern wir unter anderem das stattliche Kapitol an der Place du Capitole sowie einige mittelalterliche Fachwerkhäuser.
Einen ausführlichen Bericht über die Sehenswürdigkeiten von Toulouse findest du übrigens bei „GoOnTravel„.
Am nächsten Morgen wird ausgiebig gefrühstückt, die Klamotten zusammengepackt und an der Rezeption für den Fahrer des Gepäckdienstes bereitgestellt. GPS montieren, Route aufrufen und schon geht es auf die Räder. Da wir in der Nähe des Kanals übernachtet haben, ist der Startpunkt schnell gefunden und wir rollen abseits der Straße am Kanal aus der Stadt.
Am Ufer reihen sich zahlreiche Kähne und Boote aneinander. Viele davon werden als Hausboot genutzt. Den Canal du Midi Radweg trennt eine Platanenallee vom Kanal, die uns herrlichen Schatten spendet. So verlassen wir langsam die Stadt und kommen allmählich in ländlichere Gegenden. Die Landschaft erinnert dabei ein wenig an die Toskana: Weizenfelder, in deren Hintergrund Pinien stehen.
Immer wieder kommen wir an Schleusen vorbei. In einer der ehemaligen Schleusenhäuser (der Écluse de Vic in Cavaillé) ist ein Bistro untergebracht. Dort gönnen wir uns eine Erfrischung, denn die Temperatur steigt mittlerweile deutlich an. Doch dank der Rast mit kühlen Getränken können wir entspannen, so kann es gerne weitergehen.
Da wir unsere Tagesetappen bewusst kürzer gewählt haben, stören wir uns noch kaum am Gegenwind und der Hitze. Gegen späten Mittag beginnt der Hunger und damit unsere Suche nach einem offenen Restaurant. Nun lernen wir unsere erste Lektion, denn direkt am Kanal gibt es nur sehr selten Restaurants. In den umliegenden Ortschaften ist – wie häufig im ländlichen Frankreich – wenig los und die Restaurants haben nur bedingt mittags geöffnet. „Durchgehende Küche“ ist hierzulande ein Fremdwort.
Daher fahren wir weiter und finden mit Hilfe von Google Maps ein geöffnetes Restaurant in Gardouch (unserem ersten Etappenort). Dort essen wir zu Mittag, beziehen anschließend direkt am Kanal gelegen ein Bed & Breakfast und belohnen uns mit einer Abkühlung im Pool.
Abends radeln wir erneut in die Stadt zum Abendessen und beenden mit einem Absacker an einer der Schleusen den Tag.
Etappe 2: Gardouch – Bram
Tag zwei beginnt erneut mit einem fantastischen Frühstück, ausführlichen Gesprächen mit der Besitzerin des B&B, Sachen packen, Taschen bereitstellen und zurück zum Canal du Midi Radweg radeln. Auf dem Kanal und in den Schleusen begegnen uns jede Menge Boote. Manchmal wundert man sich echt, wie perfekt die Boote in die Schleusenkammern passen.
Wir rollen entspannt unter alten Bäumen am Ufer von Schleuse zu Schleuse bis nach Minotere de Naurouze. Hier steht in einem Park ein Denkmal an den Erbauer des Kanals und von hier aus werden die Arme des Kanals gespeist. Nach einer kurzen Fotopause geht es zurück ans Ufer des Canal du Midi.
Als wir in einer der Schleusen ein Schild mit einer Speisekarte sehen, zögern wir nach den gestrigen Erfahrungen nicht lange und finden eine perfekte Mittagspause in der Écluse de la Planque.
Unser nächster Stopp liegt in Castelnaudary, einem der größeren Häfen am Canal du Midi. Wären wir nicht schon vollgefuttert, wäre dies ein guter Stopp für eine Mittagspause. Eine lokale Spezialität ist hier übrigens „Cassoulet„, ein herzhafter Bohneneintopf. Vielleicht im Hochsommer nicht unbedingt das richtige Gericht. Besser wäre eher etwas leichteres.
Bei der Fahrt durch die Innenstadt begegnen wir einer Hochzeit. Die Gesellschaft in Anzügen und festlichen Kleidern freut sich sichtlich über den Einzug in die Kirche, die bei über 40 Grad und strahlendem Sonnenschein hoffentlich etwas kühler ist.
In den nächsten Kilometern begegnen wir trainierenden Soldaten, die uns oberkörperfrei joggend überholen. Irgendwie sind wir Frauen dabei etwas abgelenkt. Wir merken im staubtrockenen Gegenwind, dass wir eine Trinkpause benötigen, die lauwarmen Trinkflaschen sind keine Erfrischung mehr.
Also sind wir wieder auf der Suche nach einem Café oder Bistro. Unterwegs lasse ich mir noch kurz die Funktion der automatischen Schleusen erklären, die von den Bootsfahrern stets selber bedient werden müssen.
Es findet sich unterwegs keine offene Bar, aber nach 50 Tageskilometern sind wir in unserer nächsten Unterkunft. Heute übernachten wir in einem kleinen Chateau und genießen vor Ort den Pool und das Abendessen, das wir uns liefern lassen, da keine Restaurants geöffnet sind. Ab morgen nähern wir uns jetzt etwas belebteren Gegenden und sollten daher Möglichkeiten für Rast und Auffüllen unserer Trinkvorräte finden. Wir beenden den Abend in unserem Chateau und freuen uns auf mehr Kultur an Tag 3.
Etappe 3: Bram – Carcassonne
Der dritte Tag beginnt mit der jetzt schon gewohnten Routine aus Frühstücken, Packen und Rad fertigmachen. Nach wenigen Kilometern führt uns ein kleiner Abstecher vom Kanal nach Bram, einem der Hauptorte der Katharer (einer Christlichen Sekte des 12. Jahrhunderts).
Faszinierend an Bram ist der kreisrunde Aufbau des alten Dorfes rund um die Kirche. Drei konzentrische Kreise bringen uns immer wieder zurück zum gleichen Platz. Das Sprichwort „Lass uns eine Runde drehen“ lässt sich hier verwirklichen. Wir bewundern viele kleine Häuser mit prächtigen Blüten vor der Tür, die sich kreisförmig um die Kirche reihen.
Vor Ort gibt es auch einen offenen Supermarkt, der für kalte Getränke sorgt. Im weiteren Verlauf zeigt uns der Canal du Midi ein anderes Gesicht: statt über einen breiten Kiesweg geht es nun über kleine Pfade und Singletrails immer am Wasser entlang.
Außerdem weht heute über Frankreich nicht nur eine Hitzewelle hinweg, sondern auch ein stürmischer Wind mit Böen bis zu 46 km/h. In Deutschland würde es heißen: „Bitte verlassen Sie nach Möglichkeit nicht das Haus und achten Sie auf herabfallende Dachziegeln und umstürzende Bäume.“ Tja, und wir so? „Komm, lass mal Fahrrad fahren.“ Zu allem Überfluss handelt es sich dabei auch noch um Gegenwind, so dass wir ordentlich zu kämpfen haben.
Doch wir strampeln uns tapfer vorwärts. Zur Mittagszeit sind wir in der Nähe von Villesèquelande und hungrig, da alle Restaurants geschlossen sind. Daher besorgen wir uns ein Picknick in einem Supermarkt (der fünf Minuten danach ebenfalls schließt) und stärken uns für die nächste Etappe. Unser klappbares Brotmesser leistet uns dabei wertvolle Dienste.
Weiter geht es über Treidelpfade und Singletrails, die nicht alle meine Mitfahrer begeistern. Leider ist der Radweg entlang des Kanals noch nicht durchgängig ausgebaut. Zudem hat ein Pilz einige der Uferbäume getötet, so dass wir häufig in der brütenden Sonne fahren. Es sind aber nur knapp über 30 Kilometer bis wir unser heutiges Nachtquartier erreichen.
Es ist auch das Highlight unserer Radtour am Canal du Midi, auf das ich mich am meisten gefreut habe: Carcassonne. Wir unternehmen eine ausführliche Stadttour und verbringen ein Abendessen mit Wein. Eine wirklich beeindruckende Stadt, die mit ihrer vollständig erhaltenen Stadtmauer und dem prächtigen Schloss absolut sehenswert ist. Wir sind alle fasziniert von der mittelalterlichen Altstadt.
Etappe 4: Carcassonne – Le Somail
Nach dem Frühstück führt uns der Canal du Midi in einem weiten Bogen aus Carcassonne heraus und über jetzt bessere Radwege durch die Landschaft.
Kurz vor Trèbes bewundern wir noch die erste von mehreren Kanalbrücken. Hier wird allerdings der Kanal ÜBER einen kleinen Bach geführt. In Trèbes befindet sich der nächste größere Hafen mit einer ganzen Reihe von Restaurants und Cafés, dort legen wir eine kurze Pause ein und radeln anschließend gestärkt weiter.
Immer wieder durchqueren wir kleine Ortschaften, die in der Sommerhitze vor sich hindösen. Dabei sind wir mal mehr mal weniger durch Alleebäume am Canal du Midi vor der drückenden Hitze geschützt. Aber dafür genießen wir die „ruhige“ Fahrt auf dem breiten Radweg. Außerdem kommen wir an mehreren Weinfeldern vorbei.
Mittags finden wir in Puichéric ein offenes Restaurant in einer umgebauten Tankstelle und mit dem Menu du Jour (Steak – Frites) auch genügend Kraft für die heute längere Restetappe nach Le Somail, wo wir einen weiteren Freund mit seinem Brompton treffen werden. Der Weg wechselt hier zwischen Feldwegen, Fahrradwegen und geteerten Strecken.
Unterwegs bewundern wir noch die Épanchoir de l’Argent-Double, eine Bogenbrücke, die nicht über den Canal du Midi hinweg führt, sondern parallel dazu verläuft. Die Brücke hat auch einen praktischen Hintergrund: Wenn der Kanal zu viel Wasser führt, kann dieses durch die Brückenbögen wasserfallartig in den darunter befindlichen Fluss Argent-Double ablaufen.
Wir kommen gut voran, sehen dabei den Hafen von Homps und die Burg von Argens-Minervois aus dem 14. Jahrhundert. Eine letzte kleine Rast legen wir in dem charmanten Örtchen Roubia ein, bevor wir uns auf die Schlussetappe begeben.
Schließlich kommen wir in Le Somail in unserem B&B an, das von einem ExBahnrad-Profi und seiner Frau betrieben wird. Dort verbringen wir unsere vierte Nacht. Hier treffen wir auch einen weiteren Freund, der die letzten Canal du Midi Fahrrad Etappen mit uns gemeinsam radeln möchte. Übrigens war Le Somail einst ein wichtiger Handelshafen.
Heute lässt es sich abends hervorragend und idyllisch für ein Abendessen am Kanal sitzen. Ich hätte am liebsten eine ungewöhnliche Menü-Folge bestellt, traue mich jedoch nicht: dreimal Dessert als Vor-, Haupt- und Nachspeise wäre doch mal was cooles gewesen. Stattdessen landet auf meinem Teller ein Salat mit Blütenblättern.
Etappe 5: Le Somail – Béziers
Heute kommen wir in die Nähe des Meeres, ohne wirklich an den Strand zu kommen. Über Argeliers schlängelt sich der Canal du Midi Radweg in weiten Bögen weiter Richtung Osten, bis wir von einer Baustelle auf dem Radweg zu einer belebten Straße gezwungen werden. Von dort aus sehen wir am Horizont schon das Stiftskolleg von Capestang.
Eine faszinierende Geschichte erklärt das halbfertige Aussehen der Kirche. Ein imposantes Mittelschiff beginnt mit zwei Bögen, danach ist die Kirche einfach mit einer sehr schlichten Wand abgeschlossen. Es war eine deutlich größere Kirche geplant. Durch einen Pestausbruch gab es danach allerdings nicht mehr genügend Einwohner, um das auch zu bezahlen, also wurde der Stand gesichert und nicht weitergebaut.
In Capestang finden wir auch einige offene Restaurants und somit eine willkommene Stärkung. Weiter geht es nach Colombiers, dort fahren wir auf einen kleinen Hügel und bewundern den ‘Etang’ de Montady, eine Lagune, die im 13. Jahrhundert trocken gelegt wurde. Vom Satelliten aus kann man die eigentümliche Struktur gut erkennen.
Als nächstes Highlight des Canal du Midi erreichen wir die Schleusentreppe Fonséranes. Hierbei handelt es sich um eine Wassertreppe bestehend aus neun Schleusen, die es den Booten ermöglicht, auf etwa 300 Metern einen Höhenunterschied von circa 21 Metern zu überwinden.
Und so bahnen sich die Boote dank der technischen Meisterleistung aus dem 16. Jahrhundert ihren Weg von Kammer zu Kammer durch den Kanal. Für uns geht es anschließend an der imposanten Kanalbrücke de l’Orb entlang, die über den gleichnamigen Fluss führt, bis wir schließlich Béziers erreichen.
Hier findet heute zufällig der ‚Tag der Musik‘ statt und die Stadt ist gefüllt mit kostenlosen Straßenkonzerten und jeder Menge Leute, die die angenehme Wärme der Abendsonne genießen. Neben vielen Bühnen für die Musiker, gibt es auch zahlreiche Buchsbäume, die in Form von bekannten Märchenfiguren geschnitten sind. Außerdem werden verschiedene Gebäude durch Lichtinstallationen verschönert.
Etappe 6: Bézier – Sète
Der letzte Tag unserer Radreise am Canal du Midi steht an. Bevor es losgeht, dürfen wir noch faszinierende ‘Bilder’ an den Wänden unseres Hotels bewundern: in Gipskarton ‘gekratze’ Reliefs, und aus Holzstücken geschraubte Comicfiguren. Nach dem Frühstück geben wir ein letztes Mal die Koffer ab, schwingen uns auf die Räder, die stilecht vor wilden Graffitis in der Hotelgarage stehen.
Somit begeben wir uns auf die finale Etappe ans Meer und auf die letzten 60 Kilometer nach Sète. Zunächst folgen wir dem Kanal aus Béziers bis wir einen ‘Umweg’ machen und den Pfeilen Richtung Meer folgen. Schon bald erhaschen wir den ersten Blick auf das Mittelmeer.
Es folgen ein paar Kilometer durch leere Campingplätze und eine Art Freizeitpark, der jetzt im Juni noch verlassen ist. Er befindet sich aber in den letzten Vorbereitungen für den Ansturm der Franzosen in der Hauptsaison Juli und August. Wir sind ganz froh, nicht zwischen den Massen herumkurven zu müssen und könnten uns auch nicht vorstellen, Tür an Tür in den Trailerparks zu urlauben.
Schließlich geht es zurück auf den Canal du Midi Radweg und vorbei am Hebewerk Ouvrages du Libron, wo sich der Canal du Midi und der Fluss Libron kreuzen. Im weiteren Verlauf radeln wir an einem Blütenteppich und Sumpfblumen vorbei und dürfen hier eine vollkommen andere Landschaft als bisher erleben.
Als wir in Adge ankommen, legen wir eine Pause ein, denn hier befinden sich am Ufer Restaurant an Restaurant. Die Altstadt von Adge mit der Kathedrale Saint Étienne aus dem 12. Jahrhundert lädt uns noch zu einem kleinen Stadtbummel durch die alten schmalen Gassen ein.
Gestärkt geht es zurück zum Wasser und vorbei am Naturschutzgebiet du Bagnas. Hier heißt es für uns, sich ein letztes Mal auf einem Singletrail durch dichtes hohes Schilf zu kämpfen. In Marseillan Plage fahren wir dann auf dem Uferweg zwischen Dünen und Lagune. Der Hügel von Sète ist zwar schon am Horizont zu sehen, aber wir unterbrechen unsere Fahrt für ein ausgiebiges Bad im Meer. Irgendwie wollen wir noch nicht am Ende der Route sein.
Schließlich strampeln wir die letzten Kilometer ins Zentrum von Sète, einer sehenswerten Hafenstadt, die unter anderem für ihr jährlich stattfindendes Schifferstechen bekannt ist. Hier beenden wir die sechs Tage auf dem Canal du Midi Radweg mit einem gemeinsamen Abendessen am Hafen. Anschließend heißt es Abschied nehmen von unseren Freunden.
Wir fallen in unsere Betten, ein bisschen sind die Beine jetzt doch müde. Am nächsten Tag wird nach einer Sightseeingtour durch Sète das Auto aus der nahen Tiefgarage geholt und wir machen uns auf zur ausgedehnten Rückreise über die Camargue und die Provence zurück nach Hause.
Fazit zum Canal du Midi Radweg
Alles in allem ist die Fahrradtour entlang des Canal du Midi eine Tour mit Licht und Schatten. Landschaftlich schön, gut ausgeschildert und angenehm flach. Die Qualität des Radwegs ist durchwachsen, von super rollenden Teerwegen über gute Kieswege bis hin zu wirklich ruppigen und holprigen Pfaden ist alles dabei.
Die Infrastruktur am Canal du Midi selbst ist lückenhaft und die kleineren Orte in der Nähe des Wegs sind teilweise ausgestorben und ohne Restaurants oder offenen Geschäften. Die Versorgung mit Wasser und Essen sollte also gut vorgeplant werden. Es gibt ausreichend Unterkünfte und die größeren Städte wie Toulouse, Carcassonne, Béziers und Sète sind äußerst sehenswert. Der Gepäcktransport war eine perfekte Lösung, denn so ist man deutlich unbeschwerter auf dem Rad unterwegs.
Mein Mann hätte die Tour für sich alleine anders geplant: Er wäre eher aufs Gravel Bike umgestiegen und hätte die Tour auf dem Canal du Midi Radweg auf vier Tage reduziert. Alternativ hätte man aber auch die Radtour gut auf acht oder neun Tage ausbauen und einen Tag als Ruhetag in Carcassonne einplanen können.
Unser Fazit also zum Canal du Midi Radweg: Ja, kann man gut machen. Daumen hoch, wenn man akzeptiert, dass die Versorgung auf der Route ‘interessant’ werden kann.
Info:
In den sechs Tagen wurden auf dem Canal du Midi Radweg insgesamt 290 km und 840 Höhenmeter geradelt.
Tag 1: 38,5 km Strecke und 100 Höhenmeter
Tag 2: 49,6 km Strecke und 140 Höhenmeter
Tag 3: 33,3 km Strecke und 90 Höhenmeter
Tag 4: 63,2 km Strecke und 150 Höhenmeter
Tag 5: 46,6 km Strecke und 180 Höhenmeter
Tag 6: 58,6 km Strecke und 180 Höhenmeter
Alle Details zu dieser Fahrradtour kannst du dir auf www.komoot.de ansehen und zum Nachfahren herunterladen.
Tipps rund um den Canal du Midi Radweg
Anreise zum Canal du Midi Radweg
Mit dem Auto nach Sète oder Toulouse
Auf unserer Route durch Frankreich hat es sich angeboten, das Auto in Sète abzustellen. Man erreicht Sète über die Route de Solei (A7) und die A9 Richtung Montpellier und kann das Auto dann in einer der örtlichen Tiefgaragen abstellen (Parking du Canal oder Parking Victor Hugo bieten sich hier an).
Anschließend sind wir mit den bepackten Rädern in Richtung Bahnhof gerollt, um das Abenteuer zu starten. Tickets für den Zug lassen sich problemlos online buchen und kosten so um die 40 EUR pro Person. Je nach Anbieter kommen bis zu 10 EUR für das Fahrrad hinzu. Gerade die Fahrradstellplätze sollte man frühzeitig buchen, da diese begrenzt sind und es gut voll wird im Zug.
Alternativ kann man nach Toulouse über die Massiv Central Autobahn und Clermont Ferrant erreichen und hängt dann den Bahntransfer ans Ende.
Anreise mit der Bahn
Wer aus Deutschland eine Anreise per Zug zum Canal du Midi Radweg plant, sollte den Transfer Sète-Toulouse ans Ende der Reise verschieben, da im Gegensatz zu Sète , Toulouse auch mit dem TGV zu erreichen ist. TGVs haben allerdings keine Rad-Stellplätze. Das Gefährt muss also zerlegt und als Handgepäck mitgeführt werden. Mehr dazu im Mosel-Radweg-Artikel.
Das Fahrradgepäck
Unser Gepäck bestand neben Necessaires hauptsächlich aus gepolsterten Radhosen, atmungsaktiven Sportshirts, Socken und Sneakern. Für abends hatten wir normale „ausgehfähige“ Klamotten dabei. Dies aber auch nur, weil wir uns den Luxus eines Gepäcktransports erlaubt haben.
Andernfalls hätten wir sicherlich ganz anders gepackt. Außerdem haben wir ein Reisewaschmittel mitgenommen, da unsere Radklamotten abends extrem staubig waren. Dies hatten wir dem trockenen Sommerwetter und dem sandigen und schotterigen Radweg zu verdanken.
Was ansonsten noch alles in dein Fahrradgepäck gehört, findest du in der detaillierten Packliste für eine mehrtägige Fahrradtour.
Gepäcktransport
Wer keine Lust hat, das komplette Gepäck am Rad mit sich zu führen, kann sich den Luxus gönnen, einen Gepäcktransport zu buchen. Somit hat man auf dem Rad nur das Tagesgepäck dabei (Getränke, Jacke, Werkzeug, Kleinigkeiten usw.) und kann das normale Gepäck mit Wechselwäsche von Unterkunft zu Unterkunft transportieren lassen. Das reduziert den Aufwand und die Belastung deutlich. Ein Fahrer holt dann das Gepäck morgens in der Unterkunft ab und liefert dieses im Laufe des Nachmittags an der nächsten Unterkunft ab.
Canal du Midi Unterkünfte
Unterkünfte am Canal du Midi lassen sich mit genug Vorlauf recht einfach und flexibel über die üblichen verdächtigen Buchungsportale arrangieren. Es ist zu beachten, dass der Canal du Midi zwar bekannt, aber bei weitem nicht so gut touristisch erschlossen ist, wie man es aus Deutschland gewohnt ist. Rechtzeitig kümmern ist auch hier die Devise.
Pausen und Verpflegung
Pausen kannst du eigentlich immer einlegen, wann du möchtest. Denn entlang des Canal du Midi Radweges gibt es viele Möglichkeiten, sich einfach ins Gras zu setzen oder zu legen und sich auszuruhen. Bei der Verpflegung sieht es schon etwas anders aus. Wie schon erwähnt sind gerade in den kleineren Ortschaften die Bürgersteige regelrecht hochgeklappt. Ich empfehle dir daher, immer etwas zu essen dabei zu haben, um den größten Hunger stillen zu können.
Leihräder
Du hast keine Lust oder Möglichkeit, dein eigenes Fahrrad mit zur Canal du Midi Fahrradtour zu nehmen? Dann kannst du deine Anreise zum Canal du Midi Radweg auch ganz bequem ohne Rad antreten. Denn es gibt diverse Anbieter von Leihrädern, die einem das Rad vor Ort zur Verfügung stellen und am Zielort wieder einsammeln. Hierbei können sowohl normale Fahrräder als auch e-Bikes ausgeliehen werden.
Wie haben dir die Canal du Midi Sehenswürdigkeiten gefallen? Wäre so eine Fahrradtour auf dem Canal du Midi Radweg auch etwas für dich? Kannst du weitere schöne Radreisen in Frankreich empfehlen? Wir freuen uns über dein Feedback unten in den Kommentaren.
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(Erlebt im Juni 2022) Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit meinem fahrradbegeisterten Mann entstanden.
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Hallo Annette,
danke für euren interessanten Bericht.
Meine Frau und ich planen die Tour für Juni 2025.
Wir überlegen uns den Luxus des Gepäcktransports auch zu gönnen.
Wie seid ihr an den Gepäcktransport gekommen? Ist das ein Unternehmen?
Ich kenne einen Gepäcktransport nur bei organisierten Pauschal-Touren von Reiseveranstaltern.
Über Google konnte ich dazu nichts herausfinden.
Hättest du bzgl. des Gepäcktransports evtl. noch mehr Informationen? Namen, Kontaktadresse o.ä.?
Vielen Dank für deine Bemühungen.
Schönen Gruß
Holger
Hallo Holger,
den Gepäcktransport hatten unsere mitradelnden Freunde gebucht. Fündig geworden sind sie auf der Homepage der Tourist-Info des Departements Haute-Garonne.
Ich wünsche euch schon jetzt eine gute Fahrt im nächsten Jahr mit vielen tollen Erlebnissen!
Viele Grüße
Annette
Herzlichen Dank für diesen informativen Bericht. Wir haben vor Ende September 2024 von Bordeaux nach Montpellier zu radeln. Ohne Gepäcktransfer aber mit ebike. Bei der Vorbereitung nutze ich u.a. die website
Es gibt eine tolle Seite vom lokalen Tourismusorganisationen. Da kann man Etappen planen und auch nach Unterkünften und Verpflegung suchen. Ob die Angaben richtig und aktuell sind kann ich erst nach der Reise beurteilen.
Unsere Anreise mit 2 ebikes von Hannover nach Bordeaux erfolgt von Hannover nach Offenburg mit dem ICE, der Fahrräder mitnimmt und dann weiter mit einem Regionalzug nach Strasbourg. Von dort mit dem TGV5454 ab 14:01 an 20:02 in Bordeaux!!!!!!
Wichtig rechtzeitig buchen: DB ab 6 Monate vorher, SNCF ab 4 Monaten vorher oder früher (Hängt von der Periode ab) Es gibt eine Senioren Bahncard carte advantage senior.
Zurück von Montpellier gibt es ebenfalls einen durchgehenden TGV nach Strasbourg.
Bon route
Hallo Heiner,
ich wünsche dir eine gute Reise und viel Vergnügen beim Radeln. Berichte gerne, wie dir die Radstrecke gefallen hat.
Viele Grüße
Annette
Die Radtour entlang des Canal du Midi scheint auch sehr interessant zu sein. Erst letzte Woche hab ich auf der ViaRhôna entdeckt, wie toll das Radeln in Frankreich ist.
LG Dagmar
Danke für die Inspiration und die detaillierten Tipps! Da möchte ich auch mal hin – auch mit meinem fahrradbegeisterten Mann. Viele Grüße von Kirsten, Freundin von Welt